von Fritz Hinterberger

Der „Brexit“ - vor ein paar Monaten noch schrulliges Kunstwort - ist da. Kein Stein könne jetzt in der EU auf dem anderen bleiben, meinte dazu Österreichs Außenminister Kurz und das hört sich nicht so an, als würde ihn das stören. Vermutlich hat er auch recht. Die Mehrheit der Briten (wie auch die Mehrheit der Europäer überhaupt) sind mit dem herrschenden System ganz und gar unzufrieden. Nur: die Alternativen, die ihnen angeboten werden, sind dürftig (und veranlassen dann doch - noch - viele dazu, für dieses herrschende System zu optieren). Die spannende Frage ist: warum gelingt es nur populistischen und mehr oder weniger rechten Parteien und Gruppierungen, die Menschen für ihre Alternativen zu begeistern. Dass sie ihre Versprechungen am Ende nicht einhalten werden können, steht auf einem anderen Blatt. Aber auch daher geht es darum, positive Alternativen zu entwickeln und auch zu zeigen, was es alles schon gibt an Schritten in eine besser Welt. Daran arbeiten wir auch am SERI seit nunmehr 17 Jahren. Und daran arbeiten wir jetzt erst recht.

Seit Jahrzehnten arbeiten Menschen, Initiativen und Organisationen weltweit an solchen Alternativen. Von selbst organisierten Kindergruppen bis hin zur solidarischen Landwirtschaft. Einiges hat seither Eingang in den Mainstream gefunden - das meiste lebt aber immer noch in der Nische, und sei es in der Nische einer gut verdienenden Bobo oder Hipster-Community, die es sich sozial und wirtschaftlich leisten kann, etwas anders und einiges besser zu machen. Dass das eine prekäre und daher trügerische Sicherheit ist, in der wir uns da wiegen, wird an Tagen wie heute deutlicher als sonst. Die Mehrheit will etwas anderes. Auf „Ausländer raus“ folgen wahrscheinlich weitere Kürzungen für Integrationsbemühungen von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Kürzungen im Sozialbudget überhaupt, Einschnitte ins Kulturbudget Andersdenkender, der Rückbau einer ambitionierten Energie- und Klimapolitik etc.pp.

Aber es geht auch anders. Und anders wär’s besser, wie wir in über 350 Projekten bisher gezeigt haben. Für die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft. Worauf es jetzt ankommt, ist, was aus den Steinen, die auseinander brechen, wieder aufgebaut wird: ein noch neoliberaleres und gleichzeitig populistischeres Europa, oder eines, in dem alle gut und gerne leben können - und wollen. „Civil Society Leads“ nannten wir in einem unserer wichtigsten Projekte das Szenario, in dem die Menschen Europas ihre Lebensqualität selbst in die Hand nehmen. Besser leben, besser arbeiten, weniger Stress und mehr Lebensqualität, aber auch mehr Jobs bei einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung. Siehe hier.

Einige Highlights:
-   Weniger Steuern auf menschliche Arbeit zulasten f Technologien.
-   Umverteilung von Arbeit zugunsten derzeit erwerbsarbeitsloser Teile der Bevölkerung
-   Neue Finanzierungsmodelle für eigentümergeführte und Familienunternehmen
-   Stärkung neuer Wirtschaftsmodellen des Teilens und gemeinsamen Nutzens, der Langlebig- und Reperierbarkeit sowie qualitativ hochwertiger Produkte
-   Soziale und technische Innovationen für leistbares Wohnen und einen attraktiven öffentlichen Verkehr
-   Gemeinschaftsfördernde öffentliche Räume sowie bessere Gesundheits-, Bildungs- und Foschungssysteme.

All diese Maßnahmen und Verhaltensweisen tragen nicht nur direkt zum Wohlbefinden der Menschen bei, sondern unterstützen auch eine Wirtschaft jenseits der großen, globalen und Finanzmarkt-getriebenen Konzerne zugunsten europäischer und regionaler, mittelständischer Unternehmen. Details gibt’s hier auf den Seiten 26-33.