Der Klimagipfel ist beendet – mit einem Ergebnis, das (immerhin) als kleiner Schritt vorwärts bewertet werden kann. Jetzt geht es weiter um die Umsetzung. Und zwar nicht nur um die Umsetzung der in Paris vereinbarten Schritte, sondern um mehr. Auch darum, das Thema mit anderen derzeit brennenden Themen zu verbinden. Denn nur ein umfassender Ansatz verspricht einen nachhaltigen Erfolg. Es geht nicht um das Klima allein, es geht darum, die verschiedenen Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam anzugehen.

Das zeigen auch die Ergebnisse unseres gerade zu Ende gehenden EU-Projektes POLFREE, für das wir gerade eine Kommunikationsstrategie entwickeln: jede Strategie, mit der Treibhausgase und Ressourcenverbrauch substantiell verringert werden, ist wirtschaftlich besser als ein „business as usual“. Vorige Woche waren wir in London, um ein Video mit Projektleiter Paul Ekins zu drehen, in dem er diese Zusammenhänge erklärt. In der Zeitschrift TAU erschienen gerade die ersten Ergebnisse für Österreich.

Zu diesen anderen Herausforderungen, die gemeinsam mit dem Klimawandel angegangen werden müssen, gehört zweifellos auch die Flüchtlingsthematik. Wir haben uns am SERI schon vor Jahren in einem EU-Projekt damit beschäftigt, wie wirtschaftliche und politische Fluchtgründe mit umweltbezogenen zusammen hängen. Zentrales Ergebnis: die Gründe, die zur Flucht führen sind komplex und erfordern eine Strategie der Nachhaltigkeit, die auf diese Komplexität eingeht.

Jill Jäger, die damals das Projekt geleitet hat, sagt dazu im Video-Interview mit Bert Beyers:

Wir haben Fallstudien überall in der Welt gemacht zum Thema Umwelt und Migration, also über Leute, die Klimaflüchtlinge sind oder werden, Menschen, die wegen Überflutungen weg ziehen müssen – von Inselstaaten, wo die sie um ihre Existenz in der Zukunft bangen; in der Mongolei, in China, aber auch in Zentralasien, in Afrika.

Was war das Ergebnis?

Das erste, das wir fest gestellt haben, war, dass es sehr sehr schwer zu sagen ist, ob jemand ein Umwelt-, ein Klimaflüchtling, ein Wirtschaftsflüchtling oder ein politischer Flüchtling ist. Es sind immer komplexe Gründe, warum Leute wegziehen und dann nach Europa kommen. Was wir in vielen Interviews gesehen haben, ist erstens, dass die Leute am liebsten nicht weggehen würden von dort, wo sie geboren wurden, und wo ihre Familien herkommen.

Sie sind aber gezwungen aus verschiedenen, komplexen Gründen – es gibt nicht den einen Grund. Und: die Menschen, mit denen wir geredet haben, haben klar gemacht, wenn wir in den reichen Ländern es möglich machen würden, dass sie dort eine nachhaltige Entwicklung haben, dann würden sie nicht woanders hingehen müssen.

Für mich ist die Antwort auf die Frage, was können wir tun, dass sie nicht zu uns kommen müssen: wir investieren in die Zukunft dort und machen es möglich, dass sie resilienter sind und so keine (komplexen, vermischten) Gründe haben, wegzuziehen.

Wie macht man das?

Mit Entwicklungshilfe – richtig und gezielt, damit ihr Leben dort möglich ist. Wo es funktioniert hat, gab es gezielte lokale, regionale Finanzierung und Begleitung längerfristiger Projekte. Dass die Menschen involviert sind und die Projekte selbst aufbauen und nicht, dass man das Geld nach oben schickt (an die Regierung) und hofft, dass es den Weg findet zu den Menschen, die es brauchen.

Heute findet am SERI ein Netzwerkabend zum Thema „Flüchtlinge und Klimawandel“ statt. Ich werde dabei mit Rainald Tippow, Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Wien, und dem Meterologen Rainer Schultheis diskutieren. Mehr dazu hier.

Spätentschlossene sind herzlich willkommen!

Hier noch 2 Artikel zum Thema auf unserem Medienportal „N21“:

Fluchtgrund Klimawandel von Christina Buczko

und

Menschen folgen den Ressourcen von mir.

Und auch über POLFREE wurde dort schon berichtet: www.n21.press/polfree